Beschäftigt man sich etwas intensiver mit Pilzen, damit meine ich über den Tellerrand hinaus, möchte man immer mehr wissen. So ging es zumindest mir. Pilze sind erstaunliche Organismen, irgendwo zwischen Tier und Pflanze, mit zahlreichen Funktionen. Die Menschheit hat gelernt sich diese Funktionen zu Nutze zu machen. Sei es zur Produktion von Medikamenten, wie Penicillin für die Herstellung von Antibiotika, zur Produktion von Chemikalien, für die Behandlung von psychischen Krankheiten oder ganz klassisch für die Verarbeitung in Rezepten, die Pilze begegnen uns fast täglich, auch wenn wir es nicht merken.
Ihre Funktion in Ökosystemen
Nicht nur Menschen sind von ihnen abhängig, sondern vor allem die Natur und Ökosysteme. Ohne ihn bräche der Naturhaushalt ein. Hier ist er für die Kommunikation zwischen Pflanzen zuständig. Pilze existieren bereits seit schlappen 900 Millionen Jahren. Das war auch der Zeitpunkt als sich der Pilz von jenem Lebenszweig, der zum Menschen führte, getrennt hat. Man könnte ihn also unseren Vorfahren betrachten. Der Pilz, Fungus in der biologischen Fachsprache, ist in seinen biologischen Aspekten sogar dem Tier ähnlicher als der Pflanze. Pilze brauchen Sauerstoff und geben Kohlendioxid ab. Im Gegensatz zu Pflanzen betreiben sie keine Fotosynthese, sondern verdauen was sie um sich herum finden.
Eine Symbiose der Natur
Allerdings beschränkt sich die Vielfalt des Fungus nicht auf das, was wir auf der Erdoberfläche sehen. Unterirdische Wurzelgeflechte, sogenanntes Myzel, können eine Fläche von mehreren Quadratkilometern abdecken. Der größte Organismus der Welt wurde vor einigen Jahren entdeckt. Der Hallimasch-Pilz erstreckt sich über 10 Quadratkilometer unter dem Malheur National Forest im Bundesstaat Oregon. Dieser Pilz gehört allerdings nicht zu den Helfern des Waldes. Andere hingegen gehen Symbiosen mit Pflanzen ein. Der Fungus vereint in diesem Fall sein Myzel mit dem Wurzelsystem der Pflanze und liefert ihr Nährstoffe und Wasser. Gleichzeitig liefert die Pflanze dem Fungus Zuckerstoffe. Diese unterirdische Vernetzung befindet zwischen mehreren Pflanzen statt. Der Fungus sorgt dafür, dass Pflanzen die Nährstoffe erhalten, die sie benötigen. Ist ein Baum beispielsweise schwächer als der andere sorgt der Fungus dafür, dass Nährstoffe vom gesunden zum ungesunden Baum befördert werden. Der Robin Hood der Pflanzen quasi.
Mycel als Botenbringer
Peter Wohlleben, Forstwirt und Wissenschaftler, stellt sogar die Theorie auf, dass Pflanzen durch dieses Gewebe miteinander kommunizieren. Nachrichten von Bäumen werden über die Wurzeln und das damit verbundene Myzelgeweben an andere Bäume geschickt. Dies geschieht nicht nur durch chemische, sondern auch elektrische Verbreitung. Die dünnen Fäden durchdringen den Boden und durchweben ihn mit kaum vorstellbarer Dichte. Ein Glas voller Erde, kann mehrere Kilometer der sogenannten Hyphen enthalten. Sie können ganze Wälder vernetzen. Bäume nutzen dieses Netzwerk, um Nachrichten über Dürren, Insekten und andere Gefahren auszutauschen. Wissenschaftler nennen dieses System mittlerweile das Wood Wide Web.